Abschied von Zuhause

Abschied von Zuhause

Zugegeben, der Titel des Beitrags wirkt etwas verwirrend. Abschied von zu Hause? Ich bin doch nun schon mehr als 2 Monate weg von der Schweiz. In Südafrika, bei der Familie Mouton in Wuster, allen voran Johans Mutter Suna, haben Debi und ich ein zweites zu Hause gefunden.

Die Herzlichkeit und Nähe, die wir erfahren durften, ist unbeschreiblich.

Ich möchte noch ein wenig etwas von unseren letzten Tagen erzählen. Meine Schwester Debi, ihr Freund Johan, seine Mutter Suna – bei der wir wohnen –  und ich verbringen unsere Zeit in Worcester, Südafrika. Die Einheimischen hier nennen die kleine Stadt (ca. 100‘000 Einwohner) Wuster.

Morgens stehen wir auf und bekommen ein reichhaltiges Frühstück. Cornflakes, frische Papayas und Kiwis, Eier, Toast mit Honig oder Erdnussbutter oder beidem, Orangensaft und natürlich Kaffee. Gewisse Personen – ich werde hier keine Namen nennen – nehmen nach dem Frühstück auch gleich ihr erstes Dessert ein. Zum Beispiel eine selbstgemachte „Marshmallowtart“….eine Marshmallowtorte. Dessert gibt’s hier ohnehin sehr, sehr viel. Eine der oben genannten Personen hat

an einem einzigen Tag 4 Desserts zu verschiedenen Tageszeiten verspeist(!)

Nach dem Frühstück machen wir den Abwasch und überlegen uns, was wir machen könnten, nachdem wir die DVD’s, die wir am Vortag ausgeliehen haben, wieder zum Verleiher zurückgebracht haben. Ja, wir sehen uns die letzten Tage praktisch jeden Abend einen oder zwei Filme an. Oft haben wir Glück und es gibt Untertitel für die Tauben, Schwerhörigen und Debi, hehehe. Ihr Englisch wird von Tag zu Tag besser J Wenn die alten DVD’s retourniert sind und wir neue ausgesucht haben, gehen wir manchmal ins Shoppingcenter, manchmal machen wir Sport, manchmal einen Ausflug im Umland oder manchmal gehen wir in den botanischen Garten hier in Wuster. Die Fotos hier sind von unserem dritten und vierten Besuch im Garten. Der erste und der zweite Besuch waren in fotografischer Hinsicht eher weniger lohnenswert, hahaha.

Am Sonntag, 14. Mai waren wir bei Johans Bruder Martin und seiner Familie zum Mittagessen eingeladen. Es gab Snoek, einen Barrakuda ähnlichen Fisch, den Martin für uns grillierte. Superlecker. Wir haben uns vollgefressen. Und nach dem Essen, wer hätte es erwartet, gab es Dessert, hahaha.

Wenn wir dann Heimkommen von einem Ausflug oder von sonst einem Unternehmen, kocht Suna ein ausgiebiges Abendessen: Gemüse, Fisch, Schaf – was hier sehr, sehr lecker schmeckt -, Süsskartoffeln und vieles mehr. Dann öffnen wir eine Flasche Wein und geniessen sie zu dem hervorragenden Essen. Nachdem wir richtig satt sind, gibt’s natürlich Dessert.

Unser Spitzname für dieses Land hier ist nicht umsonst Dessert Nation, hahahaha.

Dann machen wir den Abwasch, wenn Suna es uns nicht verbietet und es selber machen will und sehen uns anschliessend einen Film an. Manchmal kommt es vor, dass jemand in der Hälfte des Films Lust auf etwas Süsses bekommt. So kann es durchaus vorkommen, dass ein paar Mars Riegel in einer Pfanne zusammen mit Milch geschmolzen werden um sie dann, natürlich über Eiscreme gegossen, zu verspeisen *grins*.

Nach den letzten Tränen, die für den Film vergossen werden – wir sehen uns gerne wahre Begebenheiten an – gibt’s eine kurze Besprechung und dann den nächsten Film, hahaha. Anschliessend ab ins Bett. Ich habe eine Gallerie von verschiedenen Desserts, die wir in Südafrika verspiesen haben, zusammengestellt :p

Am Samstag haben wir einen kleinen Ausflug nach Ceres gemacht. 33‘000 Einwohner. Johan hat mit seiner Familie eine Zeit lang da gelebt. Die Autofahrt dahin war sehr schön, denn es gibt eine wunderbare Landschaft zu sehen!

Am Freitagabend, am 12. Mai, sind wir ins Kasino hier in Wuster gegangen. Debi hat ein schönes Kleid angezogen und Johan hat auch sehr flott ausgesehen. Ich trug natürlich meinen Lieblingspulli und passte nicht so ganz in die Szene, hahaha, egal. Während die beiden sich am Roulettetisch vergnügten, habe ich die anderen Leute beobachtet. Da gab es diesen dunkelhäutigen, ca. 45 Jährigen Mann, der neben den beiden am Tisch sass. Er warf 500 Rand, ca. 45 CHF, auf den Tisch um sich für diesen Betrag Chips für das Spiel zu kaufen. Er legte das Geld nicht hin, er warf es einfach hin, was mir auffiel. Ein Pose, die mir in Erinnerung blieb. Wirkte ziemlich arrogant auf mich. Naja, jedenfalls hatte der gute Mann nach zehn Minuten keine Chips mehr.

Dann stand er auf und lief davon.

Debi und Johan spielten gemütlich weiter und verteilten ihre Chips sparsam auf den Feldern. Plötzlich sitzt der Typ wieder am Tisch. Ein weiteres Mal fliegen die Banknoten umher. Aha, er war am Bankomaten, denke ich mir. Aber das währte nicht lange, denn nach zehn Minuten musste er wieder aufstehen, da er seine Chips schon wieder verspielt hatte ohne etwas zu gewinnen. Eine Geldvernichtungsmaschine, denke ich mir.

Debi und Johan gewinnen immer mal wieder. Und ich sehe mir an, wie besagter Mann noch weitere 4-5 Mal seinen Bankomatengang macht und das Geld auf den Tisch schmeisst. Johan will Black Jack spielen und geht an den entsprechenden Tisch. Dort trifft er tatsächlich einen alten Kumpel aus seiner Militärzeit vor über 20 Jahren. Die Welt ist manchmal ein Dorf. Am Ende des Abends und nach einem flotten Burger als Speise, holt uns Suna ab und wir machen uns auf den Heimweg. Bilanz von Debi und Johan: 500 Rand investiert, 510 Rand gewonnen! Und dies ohne sieben Mal zum Bankomaten zu laufen, hahaha.

Gestern haben wir einen kurzen Ausflug nach Riebeeck Kastell gemacht, wo wir einen von Johans Cousins getroffen haben. Edmond, ein flotter Kerl in seinen 60ern. In einem feinen Restaurant haben wir zu Mittag gegessen und diskutiert.

Donnerstag, 18. Mai 2017….07:43 Uhr. Mein Wecker hat gerade eben zum dritten Mal geklingelt. Jetzt heisst es aufstehen. Ich nehme eine Dusche und dann frühstücken wir vier zusammen. Ein letztes Mal auf dieser Reise. Suna möchte früh zum Flughafen fahren, sodass wir nicht in den Verkehr geraten, gemeinsam etwas essen und es gemütlich nehmen können. Problemlos kommen wir am Flughafen von Kapstadt an, nach nur etwa 2 Stunden. Im Ocean Basket nehmen wir das Mittagessen ein.

Die Stimmung ist nicht sooo doll, da wir alle wissen, dass wir uns voneinander verabschieden würden.

Und da ist der Moment auch schon: Abschied von Suna. Jeder von uns umarmt sie. Wir danken ihr für die Wärme und die unendliche Gastfreundlichkeit, die sie uns entgegengebracht hat. Diese Frau hat sich um uns gekümmert, als ob wir ihre eigenen Kinder wären, was bei Johan ja auch der Fall ist, aber ich fühlte mich ebenso behandelt. Sie ist ein Juwel.

Nun sind noch wir drei. Wir gehen ein paar Souvenirs shoppen und trinken Kaffee. Nach ein paar Stunden ist es auch bei uns so weit und es heisst Abschied nehmen. Schönerweise stehen der Airbus A340 der Lufthansa (Debi und Johans Flug) und die Boeing 777 der Emirates (mein Flug), direkt nebeneinander.

Zwischen Gate 5 und 6 verabschieden wir uns. Tränen fliessen…

Es war eine wunderschöne Zeit in Südafrika und es fühlt sich für mich wieder so an, als ob ich mein zu Hause verlasse. So wohl und gut habe ich mich gefühlt und so teilgenommen am täglichen Leben haben wir. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich dieses Land besuche.

Nun bin ich wieder alleine unterwegs. Mein Ziel ist Manila, die Hauptstadt der Philippinen. Doch lange werde ich nicht alleine sein, denn nach fast 6 Monaten werde ich endlich Limuel wieder sehen und so viel Zeit mit ihm verbringen, wie irgend möglich <3

PS: Ich schreibe dies während ich Flugzeug sitze, wo ich tatsächlich eine Internetverbindung habe (500MB für einen US Dollar), danke Emirates! 🙂 Jetzt wo dieser Beitrag gepostet wird, sitze ich noch im Flugzeug hoch über den Wolken unterwegs nach Dubai. Willkommen in der Zukunft.

One Reply to “Abschied von Zuhause”

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.