Querfeldein ins Hadjar Gebirge
Von Maskat nach Nakhal
Mit einem Taxi lassen wir uns am 06. November 2018 zur Ruwi Busstation bringen. Ruwi ist ein Stadtteil in Maskat, der Hauptstadt des Oman.
Hier staunen wir nicht schlecht, als wir lediglich einen halben Rial (500 Baizas) für die Fahrt bis zum Flughafen bezahlen müssen. Mit modernen, höchst klimatisierten Bussen – Debi friert – geht es bequem von Haltestelle zu Haltestelle. Es ist praktisch wie im Postauto in der Schweiz. Überhaupt nicht überfüllt wie beispielsweise in Nepal oder Indien, sehr angenehm.
Wir wussten ja, dass die Busse sehr günstig sind und nun fragen wir uns tatsächlich, warum wir mit dem Taxi praktisch das 40x Fache bezahlt haben, um vom Flughafen nach Mutrah zu kommen. Naja, selber schuld, hehe.
Kurz zu Mwasalat
Es handelt sich hier um die Firma Mwasalat (hat nichts mit Salat zu tun), die den Transport in Maskat und auch über weite Strecken des ganzen Landes abhandelt. Auf ihrer Website muss man sich erst ein wenig zurecht finden: https://mwasalat.om/en-us/ (Nur auf Englisch oder Arabisch).
Unter dem Link Bus Routes, gibt es das Time Table, wo man eingibt, von welchem Stadtteil, zu welchem Stadtteil man fahren möchte. Die genauen Namen der einzelnen Haltestellen sieht man erst dann, wenn man die Stadtteile eingeschränkt hat.
Ebenfalls wichtig zu wissen ist: der Busverkehr wird über Hubs abgewickelt. So ist es zum Beispiel nicht möglich direkt vom International Airport bis nach Mutrah zu fahren. Dazu muss man im Stadtteil Ruwi, wo die Ruwi Busstation ist, umsteigen. Dies als Hinweis. Alles in allem, läuft das ganze sehr bequem ab.
Am Flughafen angekommen, nehmen wir unseren Mietwagen entgegen. Es gab ein Upgrade und nun kurven wir nicht mit einem Toyota RAV4, sondern einem KIA Sportage in der Gegend rum! Sehr geil. Debi übernimmt gleich die erste Schicht und das klappt auch supergut, nachdem wir endlich die Handbremse gefunden hatten, haha. Wer versteckt diese schon neben dem Gaspedal, also ehrlich.
Das Nakhal Fort
Unsere erste Fahrt führt uns nach Nakhal, einer kleinen Stadt am Nordrand des Hadjar Gebirges. Hier steht das Nakhal Fort, welches wir uns gerne näher anschauen möchten.
Seine Wurzeln reichen bis in die Vorislamische Periode zurück, als es ein Bollwerk der Sassaniden gegen Arabische Stämme war.
Imame der Wadi Bani Kharous und der Yaruba-Dynastie residierten in der Vergangenheit in der Festung. Das merkt man auch an den verschiedenen Wohnquartieren in der Anlage. Wo viele Menschen unterkommen konnten.
Nach diesem interessanten, historischen Besuch, gönnen wir uns etwas zu essen. Und da fangen die Probleme, die wir in den nächsten Tagen haben würden auch schon an: das Essen im Oman ist stark von der indischen Küche beeinflusst. Nicht nur das, sondern auch der Fakt, dass es sehr, sehr viele indische oder Bangladeshi Restaurants gibt, macht meiner Schwester zu schaffen.
Sie mag diese Küche nicht und somit gehört es steht’s zu den grössten Herausforderungen Orte zu finden, an denen nicht indisch gekocht wird.
Nachdem wir bei einem Inder – das einzige was gerade in der Nähe war – gegessen haben, decken wir uns mit Vorräten ein, da wir die nächsten Nächte in einem Zelt verbringen würden.
Ins Wadi Bani Awf
Die lustige Fahrt geht weiter. Wir lassen die Zivilisation hinter uns und tauchen durch das Wadi Bani Awf in die Welt des Hadjar Gebirges ein.
Immer steiler werden die Strassen. Immer schmaler. Die Gegend, in der wir uns befinden, ist sehr abgelegen. Die Ausblicke sind atemberaubend und die Berge um uns herum einfach nur spektakulär.
Langsam verstehen wir, warum hier unbedingt ein 4×4 Fahrzeug benötigt wird.
Was wir hier zu sehen bekommen, lässt mein Herz höher schlagen. Die Worte um die Schönheit dieser Landschaft zu beschreiben, fehlen mir. Ich bin total aus dem Häusschen und kann nicht aufhören zu staunen.
Die Strassen sind teilweise so steil, dass Debi und ich uns abschnallen müssen, um überhaupt zu sehen, wo wir hinfahren, da wir nicht über die Armaturen hinaussehen.
Zwischendurch blickt meine Schwester nach links und stellt fest, dass nur wenige Zentimeter neben der Strasse steile Abgründe sind, die hunderte Meter abfallen.
Nach gut eineinhalb Stunden erreichen wir einen Wegweiser, der zum Bergdorf Bilad Sayd zeigt. 2 Kilometer sollen es noch sein. Wir beraten uns darüber, ob wir noch weiterfahren wollen, oder hier irgendwo unser Zelt aufschlagen.
Campen in den Bergen
Es wäre schon cool, wenn wir morgen früh hier sein könnten, um den Sonnenaufgang im Dorf zu erleben. Als wir dann ein wenig weiter um die Ecke fahren, sehen wir etwas, das wir überhaupt nicht erwartet hätten: einen Fussballplatz mitten in den Bergen!
Absolut surreal. Und die Entscheidung ist gemacht: wir übernachten beim Fussballplatz.
Wir schlagen unser Zelt auf und suchen Feuerholz. Das ist das erste Mal, seit 2006, dass ich in einem Zelt übernachten werde. Dieses hier wird auch wesentlich bequemer sein, denn das letzte Zelt war vom Militär und wir benutzten es in einer kalten Nacht im März.
Holz ist ein wenig Mangelware hier, doch wir finden viel Kleinmaterial und können nach dem Zeltbau tatsächlich ein Feuer entfachen. Dann werden wir von einem Deutschen Pärchen besucht. Sie sind mit einem Dachcamper unterwegs. Ihr Zelt ist auf dem Dach eines Geländewagens montiert.
Klar hätten wir lieber alleine sein wollen, doch die beiden machen uns nicht viel aus. Was uns eher stört, ist die Gruppe von französischen Touristen, die jetzt mit ihren grossen Geländewagen angekommen sind und lauthals anfangen ihre Zelte auf dem Kunstrasen aufzuschlagen.
Nicht sehr cool und nicht sehr idyllisch. Doch nach einiger Zeit rege ich mich ab. Debi bratet Toast über dem Feuer, welchen wir mit Nutella essen. Dazu gibt’s Chocodrinks aus kleinen Tetrapacks und gelegentlich Chips, hehe.
Als die Sonne untergeht, wird die Stimmung immer entspannter. Die Sterne funkeln und ich blicke nach oben. Nachdenklich verweile ich einige Zeit und mache nichts anderes als mich an der wunderschönen Natur hier oben zu erfreuen. Einmalig.
Wie die Nacht im Zelt verlaufen ist, gibt’s im nächsten Beitrag, hehe.