An der Strasse von Melaka

An der Strasse von Melaka

„The journey takes 3 to 4 hours.“

erklärt mir die Verkäuferin am Schalter von Sri Maju Travel in Singapur. 4 Stunden würde die Fahrt von Singapur nach Melaka, einer geschichtsträchtigen Stadt in Malaysia, also dauern. Jaja, denke ich, kurze Strecke.

Am nächsten Tag ist es ganz anders. Da Freitag ist – der islamische Sonntag – sind Heerscharen von Menschen unterwegs. So dauert es nur schon 2 Stunden, bis wir aus Singapur „ausgestempelt“ und in Malaysia „eingestempelt“ werden. Ja, auch hier gibt’s Grenzen und Grenzkontrollen, nix mit Schengenraum 😉 Und die Fahrt selbst nimmt auch ihre Zeit in Anspruch. Dies obwohl der Highway entlang der Westküste der Malayischen Halbinsel von sehr guter Qualität ist.

Ein paar Stunden später erreichen wir eine Raststätte. Ich habe tierischen Hunger und gehe hinein um etwas zu essen. Da kommt mir doch was in den Sinn: Ich habe gar keine Malaiischen Ringgit – die Währung hier. Was ich in meiner Tasche hab das sind etwa 30 oder 40 Singapur Dollar. Doch die will kein Verkäufer hier annehmen. Es gurkt mich an und ich gehe nach draussen um zu warten. 30 Minuten würden wir hier bleiben hat der Fahrer gesagt. Hunger hab ich immer noch. Dann trinke ich eben noch mehr Wasser denke ich.

Die Fahrt geht weiter und etwa zwei Stunden später erreichen wir endlich die „Melaka Sentral Bus Station“, das Busterminal in Melaka. Als der Fahrer auf den Parkplatz fährt, traue ich meinen Augen nicht:

Ein McDonalds!

Innerhalb von Millisekunden entsteht ein Plan in meinem Kopf. Doch auch hier will niemand meine Singapur Dollars! Aber Buddha sei Dank gibt’s einen ATM in der Nähe und ich kann mich mit Malaiischem Geld eindecken. Jetzt ist es soweit und ich bestelle ein Big Mac Menu mit Cola und Fritten! Hahahaaaa yummmyy 😉

Es sind viele Junge Menschen im Restaurant. Wieder fällt mir auf, dass in Malaysia viele Frauen und auch Mädchen ein Kopftuch tragen. Der Islam ist die Staatsreligion, doch eine Pflicht den Schleier zu tragen gibt es nicht. Denn Malaysia ist auch ethnisch bunt gemischt: hier leben viele Einwanderer aus Indien und China neben den Malaien. Die Landessprache heisst Bahasa Malaysia und ist eigentlich eine konstruierte Sprache. Sie wurde aus verschiedenen Sprachen zusammengebastelt, so gibt es zum Beispiel Elemente aus dem Niederländischen, Englischen, Arabischen und aus einigen Stammessprachen. Hier ein paar Beispiele:

Taxi = Teksi
Polizei = Polis
Schule = Sekolah
Vater = Bapa
Bier = Bir
Flasche = Botol

Ein Teksi bringt mich dann auch zu meiner Unterkunft, dem ABC Hotel. Es liegt ein wenig ausserhalb der Altstadt und die Zimmer sind angenehm gross. Ich bekomme Zimmer „J“…als ob es geplant war 😉 In der Umgebung gibt es einen 7 Eleven und einige Geschäfte und Restaurants.

Heute ist Freitag. Das heisst, das Wochenende ist eingeläutet. Am Wochenende gibt es jeden Abend einen Nachtmarkt in der Jonker Street, erklärt mir der Hotelmanager Raja, ein Inder aus Singapur. Da würde ich doch mal einen Blick drauf werden, denke ich. Aber dazu hatta ich dann schlussendlich erst am Sonntag die Gelegenheit, denn den Rest des Freitags und denganzen Samstag verbringe ich im Bett. Eine Erkältung glaube ich. Bin total energielos und habe Kopfschmerzen. Also decke ich mich nur mit dem Nötigsten ein: Wasser und etwas zum Essen aus dem 7-Eleven. Dafalgan hilft gegen die Kopfschmerzen und lässt mich schlafen.

Am Sonntagmorgen bin ich wieder besser auf den Beinen. Die Stadt wartet, sage ich mir. Zu Fuss geht’s los in die Hitze. Malaysia ist so feucht wie Singapur, doch wenn einem die Sonne nach 13:00 Uhr direkt auf den Kopf scheint, ist es unerträglich. So versuche ich wo es möglich ist im Schatten zu laufen. Aber erst, kommt das wichtigste: Frühstück! Im Stefan Loose Reiseführer von Malaysia finde ich das Limau Limau Cafe. Das will ich ausprobieren. An der Tür lese ich, dass es Frühstück bis 11:00 Uhr gibt, doch es war bereits 13:00 Uhr. Hoffnungsvoll frage ich, ob ich trotzdem noch was zu Essen bekomme und Allah sei Dank lautet die Antwort: natürlich! Seit diesem Tag habe ich praktisch jeden Morgen – oder Nachmittag im Limau Limau gegessen 😉

Die Altstadt von Melaka ist sehr reizvoll. Hier ist das „Stadthuys“, damalige Residenz des Niederländischen Gouverneurs von Melaka. Die Stadt hat eine bewegte Geschichte, die in dem nun zum Museum umfunktionierten Gebäude ausgestellt wird. Da das Gebäude nicht abgerissen wurde und seit 1656 steht, ist es das älteste Holländische Gebäude auf dem Asiatischen Kontinent. Ich entscheide mich, mir das Museum anzusehen und etwas über die Geschichte der Stadt zu erfahren.

Bevor die Holländer kamen, geschahen noch einige andere Dinge. Ende des 14. Jahrhunderts, als Singapur und Jakarta noch unbedeutende kleine Siedlungen waren, war Melaka als Piratennest bekannt. Von hier aus wurden etliche Handelsschiffe überfallen. Das ging solange bis das Chinesische Kaiserreich die Stadt zum Protektorat machte. Nun avancierte sie zum Handelsplatz, denn die Kapitäne der Handelsschiffe mussten jeweils hier vor Anker gehen um den Wechsel der Windrichtung abzuwarten, da hier die Übergangszone zwischen Nordwest- und Südostmonsun ist – ja Döme, ich weiss 😉 (Insider). Der Prinz von Sumatra, ein Sultan, hatte die Macht über die Stadt.

Bis zu 2000 Schiffe konnten gleichzeitig im Hafenbecken ankern.

Es wurde mit Seide, Brokat, Gewürzen, Gold, Silber, Perlen, Opium und Sklaven gehandelt. Die selbst heute noch bekannte Strasse von Melaka bekam ihren Namen. Dann gings turbulent weiter mit der Geschichte der Stadt: die Portugiesen waren auf der Suche nach neuen Märkten und innerhalb von 2 Jahren verjagten sie 1511 den Sultan und übernahmen die Kontrolle über die Stadt. 1641 marschierten die Holländer ein und verjagten die Portugiesen. Bei der Übernahme war die Stadt praktisch restlos ruiniert und durch Seuchen und Hunger praktisch entvölkert. Die Vereenigde Oostindische Compagnie der Holländer favorisierte Batavia (Jakarta) als Handelszentrum. So wurde aus Melaka, der einstigen Metropole, ein verträumtes, niederländisch anmutendes Städtchen.

1795 besetzten die Engländer die Stadt, damit sie nicht in französische Hände fiel. Doch um mehr ging es ihnen nicht. Man begann das Fort, welches die Portugiesen gebaut hatten niederzureissen und spielte mit dem Gedanken die Bevölkerung nach Penang umzusiedeln. Nur der Intervention des eilig aus Singapur herbeigeeilten Sir Stamford Raffles ist es zu verdanken, dass das Projekt aufgegeben wurde.

Von nun an schaltete und waltete die englische East India Company an der Meerenge, die noch heute „Straße von Melaka“ heißt. Der Hafen war verschlammt und kaum noch benutzbar, die Dampfschiffe des 19. Jahrunderts zogen an Melaka vorbei nach Singapur, der neuen großen Drehscheibe des nunmehr britisch dominierten Ostasienhandels.

Spannend, so ein Museumsbesuch, nicht wahr? Dann ein kurzer Spaziergang auf den St. Pauls Hill von wo aus man eine bessere Übersicht über die Stadt hat und dann wird es auch schon dunkel und in der Jonker Street beginnt der Nachtmarkt. Hier gibt’s Essen, Schmuck, Kleider, Schuhe, Souvenirs, Säfte und vieles mehr.

Es bedarf keiner Erklärung des Hotelmanagers – die ich trotzdem einige Tage später bekomme – um zu sehen, dass Melaka vor allem von Asiatischen Touristen besucht wird. Klar, ich sehe auch viele „Bleichgesichter“ hier, doch der Grossteil ist ganz klar Asiatisch. Sie kommen aus Singapur, Kuala Lumpur oder aus China. Sie kaufen Kleider, trinken Tee und Bier, sehen sich die Altstadt an und gehen wieder. Was manche auch machen ist eine Fahrt in einer der sehr kitschig verzierten Fahrradrikschas, die sogar eine eingebaute Musikanlage haben und mit ihren Fahrgästen und lauter Techno oder Pop Musik durch die Altstadt fahren. Da ist alles vertreten, was in der Kinderwelt einen Namen hat: Pikachu, Kitty, die Minions, die Eiskönigin und viele mehr.

Am nächsten Morgen finde ich in einem Teil der Altstadt per Zufall ein verlassenes Gebäude. Schon lange ist die Natur dabei, die Kontrolle zu übernehmen. Es sieht faszinierend aus und ich kann fast nicht mit dem fotografieren aufhören. Dann sehe ich mir noch die anderen, weniger verlassenen Häuser und Tempel in der Altstadt an.

In einem chinesischen Restaurant mit billigen Plastikstühlen nehme ich das Abendessen ein. Süss und Sauer Hünchen, mhhhh leckkkerrrr =) Das habe ich in Indien echt vermissssst.

Ich mag die Atmosphäre in Melaka. Es ist nicht zu hektisch, hat schöne Gebäude, gute Cafes und die Menschen sind freundlich. Abgesehen davon ist Malaysia sehr modern und nicht weit von der Altstadt ist die Dataran Palhawan, ein riesiges Shoppingcenter. Grösser als die Robinson Mall, die Lim und ich in Manila besucht haben. Hier gibt es alles über mehrere Gebäude verstreut: Läden von Fastfood Ketten, Friseure, Lebensmittelläden, Kleiderläden, ein Multiplex Kino, Massage- und Beautysalons, alles ist hier zu finden. Und natürlich abartig stark klimatisiert.

Meine letzten Tage verbringe ich damit herauszufinden wo ich als nächstes hin möchte, bloggen, kaffeetrinken und einem Kinobesuch. Ja, ich habe mal wieder Lust ins Kino zu gehen und praktisch in ganz Südostasien werden die Hollywoodfilme eh auf Englisch gezeigt, also perfekt. Ich kaufe ein Ticket für 9 Ringgit, das sind ca. 2 Franken und gehe am Mittwochabend ins Kino. Mit langen Jeanshosen wohlbemerkt, da auch der Kinosaal abartig klimatisiert ist. Vor dem Film gibt’s noch Abendessen bei Johnny Rockets Burger. Fast and Furious 8 ist so ziemlich das schlaueste was momentan läuft, also stelle ich mich auf sinnlose Action und flotte Männersprüche ein. Unterhaltsam ist’s allemal. Und der Trailer vom neuen Baywatch Film sieht amüsant aus.

Morgen geht’s weiter nach Tanah Rata in den Cameron Highlands, wo es etwas kühler ist. Wahrscheinlich so kühl wie im klimatisierten Kinosaal 😉

2 Replies to “An der Strasse von Melaka”

  1. Hallo Jonas ,jetzt haben Paps und ich endlich die zeit genommen ,deinen weiteren Reisebericht zu lesen….wir können nur staunen und freuen uns mit dir ,dass du sooo viele neue eindrücke erlebst.und du schreibst sooo guuut dass wir das gefühl bekommen dabei zu sein,,,aber gottseidank die Hitze dazu nicht (:……dann hoffen wir dass du wieder ganz auf den beinen bist…und wünschen dir weiterhin viele toole Erlebnissreiche tage gglg mami und paps

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