Two four five
Es ist ziemlich früh, als ich am Morgen des 24. Mai aufwache. Mittwochmorgen um 05:30 Uhr. Heute würde ich den Grossteil des Tages in einem Bus verbringen. Nach einem kurzen Frühstück holt mich der Fahrer Don Don, der mich schon zu den Reisterrassen von Batad gebracht hatte, ab und bringt mich ins Dorfzentrum. Dort suche ich einen Jeepney, der nach Solano fahren würde. Was ein Jeepney ist? Das ist eines der meistgenutzten Transportmittel in den Philippinen für kurze bis mittlere Strecken. Hier ein kurzer Auszug aus Wikipedia:
„Jeepneys sind zu Kleinbussen mit bis zu 14 Sitzplätzen umgebaute Fahrzeuge – traditionell waren das Willys-Jeeps, welche die US-Amerikaner nach ihrem Abzug von den Philippinen zurückgelassen hatten. Jeeps werden immer noch auf den Philippinen nachgebaut. Jeepneys mit ihrer individuellen, meist farbenfrohen Bemalung gelten als typisches philippinisches Verkehrsmittel. Schon vor Jahren sind die Jeepneys wegen ihrer Abgase und des oftmals schlechten technischen Zustands in die Kritik geraten.“
Im Fahrzeug treffe ich eine junge Niederländerin. Sie möchte heute nach Baler kommen, ein kleiner Ort an der Ostküste von Luzon. Also haben wir beide einen langen Weg vor uns. Sie hat ihr Studium als Physiotherapeutin abgeschlossen und ist nun seit 3 Monaten auf Reise. In ein paar Wochen würde sie in die Niederlande zurückkehren, wo sie allerdings etwas anderes, als Physiotherapie machen möchte. Die Fahrt nach Solano dauert ca. 2 Stunden. Immer wieder steigen Menschen an Haltestellen in das Fahrzeug ein oder wieder aus. Mein linkes Bein schläft ein, da ich sehr unbequem zwischen unseren beiden grossen Rucksäcken sitze. Endlich kann ich aufstehen! Wir wechseln das Verkehrsmittel. Ein Bus. Ohne Klimaanlage. Allerdings haben wir das Glück jeweils einen Sitz im vollen Fahrzeug zu erhalten. Nun sind wir unterwegs nach San Jose…das sind so ca. 3 Stunden Fahrt.
Diese Strecke ist sehr nervig. Viele Kurven, im Schneckentempo fahrende Lastwagen, die sich entweder wegen der fehlenden Motorleistung – oder weil sie total überladen sind – den Berg hinauf quälen oder – vielleicht weil die Bremsen nicht mehr wirklich funktionieren – den Berg hinunter.
Immer wieder überholt der Busfahrer sie. Dies in typischen, in Asien total üblichen, gefährlichen Manövern. Das Risiko eines Herzinfarkts ist bei Menschen aus Westeuropa, die so etwas erstmals erleben signifikant erhöht, ca. 90% hahaha.
Wieviele Kinder an Bord sind, interessiert in der Regel niemanden….ok vielleicht die Eltern, hehe. Das gilt nicht nur bezüglich des Fahrstils, sondern auch bezüglich der gezeigten Inhalte auf dem Bordunterhaltungssystem. So erlebe ich es immer wieder, dass auf Busfahrten brutalste Filme gezeigt werden – natürlich illegale Kopien – während 3 Jährige in die Bildschirme glotzen. Das ist übrigens nicht nur auf den Philippinen der Fall. Irgendwie ist der Bezug zur Gewalt hier anders. Da versucht mein Gehirn unweigerlich Schlüsse zu ziehen, wie zum Beispiel:
Aufschreie und Entsetzen, bei homosexuellen Handlungen, aber den kleinen Kindern getrost zeigen, wie jemand mit einer Kettensäge zerstückelt wird. Paradox? Neeeeeeiiiin. Das ist etwas völlig anderes.
Es ist schweineheiss und bei dem Verkehrsaufkommen, den vielen Baustellen und Polizeicheckpoints kann sich kein Fahrtwind entwickeln. Trotzdem überlebe ich die Fahrt und komme in San Jose an. Ich verabschiede mich von der Europäerin und werde mit einem Motorrad im Seitenwagen – ohne Schnapps – zu einem anderen Busterminal gefahren. Dort darf ich in einen Bus steigen, dessen Klimaanlage mich zwingt, meinen Pullover anzuziehen. Nun geht’s ab nach Cabayan, welches wir hoffentlich in zwei Stunden erreichen würden. Ich esse die Nüsse mit Adobo Geschmack, welche ich zuvor gekauft habe und trinke Wasser. So um 17:00 Uhr erreicht der Bus Cabayan. Ein Mann der Busgesellschaft erklärt mir, wo ich warten muss, um einen Bus nach Tarlac City zu erwischen, meinem zweitletzten Halt für heute und Limuels Wohnort. Immer wieder fahren Busse vorbei und irgendwie gehen alle nach Cubao und nicht nach Tarlac. Ein freundlicher Filipino versichert mir, dass ein Bus nach Tarlac bald kommen würde. Recht hat er, und da kommt er. Ein weiteres Mal zwänge ich mich mit meinen beiden Rucksäcken – einem grossen für das meiste Gepäck und einem kleinen für Tagesausflüge – durch die Menschen.
Meine rechte Pobacke bekommt auch einen Sitzplatz, während die linke frei in der Luft hängt, haha.
Lim und seine Freundinnen – die mich unbedingt sehen wollen – sind ungeduldig und fragen immer wieder, wo ich bin. Wenn jemand wie ich, der scheinbar so wichtig ist, unterwegs ist, dann wartet man halt auf ihn 😉 Nach weiteren zwei Stunden, so um 19:45 Uhr erreiche ich endlich Tarlac City. Ein Tricycle bringt mich zur Shoppingmall wo sie auf mich warten. Gut, dass sie mich nicht sehen, denn ich kann mich – obwohl ich scheinbar der einzige Europäer weit und breit bin – an sie anschleichen und erschrecken, hahaha.
Endlich bin ich wieder bei Lim!
Das letzte Mal haben wir uns am 6. Januar gesehen. Eine sehr lange Zeit. Doch wir müssen uns zurückhalten. Wir sind in der Öffentlichkeit und vor allem in der Stadt, wo er wohnt. Ich begrüsse Cheyenne, die ich das letzte Mal in Puerto Galera, im Juni 2016 gesehen habe, und eine neue Freundin, Angelic. Ein wenig Small talk und dann kommt auch schon der Bus, der uns nach Mabalacat bringen soll. Wir verabschieden uns von Lims Freundinnen und steigen in den klimatisierten Bus. Es ist schon ein sehr spezielles Gefühl plötzlich neben jemandem zu sitzen, den man für Monate nicht gesehen hat. Für Monate nicht berührt hat und doch immer wieder vermisst hat. Das Wiedersehen ist ein wunderbarer Moment und ich kann es kaum glauben, wirklich hier zu sein.
Wir kommen in Dau an und müssen nun herausfinden, wie wir zu unserer Unterkunft kommen. Das erste Mal für mich, dass ich den Onlinedienst „AirBnB“ ausprobiere. Kurze Erklärung dazu:
“Airbnb ist ein 2008 im kalifornischen Silicon Valley gegründeter Community-Marktplatz für Buchung und Vermietung von Unterkünften, ähnlich einem Computerreservierungssystem. Private Vermieter vermieten ihr Zuhause oder einen Teil davon unter Vermittlung des Unternehmens, jedoch ohne dass Airbnb rechtliche Verpflichtungen übernimmt. Von der Gründung im Jahr 2008 bis zum Juni 2012 wurden nach Angaben des Unternehmens mehr als zehn Millionen Übernachtungen über Airbnb gebucht. Nach eigenen Angaben stehen auf der Website über 2 Millionen Inserate in über 190 Ländern zum Angebot (Stand: Februar 2016).”
Also wenn ihr eine grosse Wohnung oder gar ein Haus habt, vermietet doch einen Teil davon auf AirBnB 😉 Was es allerdings dazu zu sagen gibt ist, dass die rechtliche Grundlage in der Schweiz meines Wissens umstritten ist. Aber nun genug dazu.
Ich habe den Vermieter vor einigen Tagen kontaktiert und mir die genaue Adresse geben lassen. Die habe ich auch bekommen. JP Rizal Strasse Nummer 245 in San Joaquin, Mabalacat. Das hört sich für mich exakt an. Allerdings war das auch das letzte Mal das ich vom Vermieter gehört habe. Auf weitere Anfragen, wie wir am besten dahinkommen und so weiter, erhielt ich keine Antwort. Auch google maps weiss nicht, wo die JP Rizal Strasse ist. Naja, mit der Adresse und den Leuten vor Ort würden wir es finden, sage ich mir. Lim und ich nehmen ein Tricycle, also ein Motorrad mit Seitenwagen und erklären dem Fahrer wo wir hinwollen. Erst einmal nur den Stadtteil, San Joaquin. Dort würden wir dann weiter schauen. Die Marierung, die der Vermieter auf der Onlinekarte für den Standort seines Hauses gesetzt hat, ist vollkommen verkehrt. Ich versuche ihn anzurufen. Keine Antwort. Nun fängt das grosse Suchen an. Erst einmal die Strasse, denke ich mir. Das schaffen wir dann auch mithilfe von netten Passanten. Sogar ein Schild mit dem Strassennamen gibt es. Es ist eine kaum beleuchtete, teils asphaltierte Strasse in einem Wohnquartier, breit genug für ein Auto vielleicht. Ein kleines Partyzelt ist aufgestellt und einige Leute scheinen an einem Tisch unter dem Zelt versammelt. Doch nun kommt der kleine, aber feine Unterschied zur Schweiz: die wenigsten Häuser haben eine Hausnummer. Wir finden Nummer 253 und 222. Wir fragen umher.
„Two, four, five.“, höre ich den Tricyclefahrer immer wieder sagen.
Jedes Mal, wenn er jemanden nach der Hausnummer fragen will, muss er sie sich von Lim bestätigen lassen. Mehrmals dreht er sich auch im Kreis herum. Das kann doch nicht so schwierig sein, denke ich, und fange innerlich an zu kochen, als der Typ immer wieder an denselben Orten durchfährt, Abzweigungen verpasst und Lim ihm immer wieder sagen muss, wohin er soll, obwohl es ihm vor 10 Sekunden jemand erklärt hat. Jetzt steige ich aus und versuche es auf Englisch. Erfolglos. Nun sind wir auf einer Parallelstrasse zur JP Rizal. Inzwischen haben wir angefangen den Leuten Bilder des Hauseingangs von der AirBnB App zu zeigen. Auch George, den Vermieter, rufen wir immer wieder an. Keine Antworten. Alles Erfolglos. Niemand kennt das Haus Nummer 245 oder George. Viele sagen uns gar, dass es kein Haus Nummer 245 gäbe. Nach einer halben Stunde umherirren, habe ich genug und suche auf der booking.com App nach einem Hotel in der Nähe. In diesem moment klingelt Lims Handy.
Es ist George’s Frau! Lim geht in die Hocke und versucht das Geräusch des Verkehrsflugzeugs der Qatar Airways, das in diesem Moment wenige Hundert Meter über das Wohngebiet fliegt, zu absorbieren.
Scheinbar sind George und seine Frau gar nicht da. Aber dafür Lilly, die Mutter von George. Nun haben wir einen Namen, nach dem wir fragen sollen. Mehr bekommen wir nicht, auch nicht als Lim nach GPS Koordinaten fragt. Okay, dann versuchen wirs eben nicht mit einer Hausnummer, denke ich, sondern mit einem Namen. Wieder landen wir in der JP Rizal, wo wir unsere Suche begonnen haben und diesmal mit Erfolg! Praktisch gegenüber von einem kleinen Laden, dessen Besitzer wir als erstes, nach der JP Rizal 245 gefragt haben, befindet sich das Haus! Ich kann es nicht glauben. Ich kann nicht glauben, dass wir es gefunden haben und noch weniger kann ich glauben, dass die Ladenbesitzer uns vor 30 Minuten erzählt haben, dass es kein Haus Nummer 245 in dieser Strasse gibt! Naja, tolle Nachbarschaft, denke ich mir. Lilly, die Mutter des Vermieters empfängt uns herzlich und zeigt uns die Wohnung. Es ist eine separate Wohnung, ein Anbau ans Haupthaus sozusagen. Klein und gemütlich, aber bei weitem gross genug für uns und erst noch mit einer Küche und Bar im Wohnzimmer.
Wir laden nur schnell unsere Sachen ab und fragen dann Lilly, wo es die nächste Verpflegungsmöglichkeit gibt. Alles, was ich heute gegessen habe, war Frühstück und eine Packung Erdnüsse. Mittlerweile ist es 22:00 Uhr. Man weisst uns den Weg zur Hauptstrasse, den wir inzwischen auch kannten, wo wir einen Jeepney anhalten und uns zum nächsten Mcdonalds bringen lassen. Endlich Essen, sage ich. Als wir das Lokal betreten, steht die Welt kurz still: alle drehen sich nach mir um und schauen mich an. Ach du Scheisse, denke ich. Nicht viele Weisse hier sonst, was? Das würde nicht das letzte Mal sein, dass ich mich als Ausserirdischer in den Philippinen fühle. Nach dem Essen verlassen wir das Lokal und an der Eingangstür wird Lim von einer Bekannten angesprochen. Ein kurzes Hallo und das wars. Wir gehen. Es ist eine ehemalige Schulkollegin, sagt er mir. Er sinniert über ihre Kontakte nach und hofft, dass sie niemanden kennt, der relevant genug ist und schlussendlich diese Information bis zu seinen Eltern bringen könnte. Ja, es ist oft ein Versteckspiel hier. Lims Eltern wissen weder von seiner Neigung zu Männern und erst recht nicht von einer Beziehung mit einem Ausländer, der 12 Jahre älter ist, als er, hahaha. Und einen guten Ort uns zu verstecken haben wir uns natürlich auch ausgesucht. Während unseres gesamten Aufenthalts in Mabalacat sehe ich keinen einzigen anderen weissen Ausländer. Nicht einmal in einem Bus oder auf der Strasse, nirgends. Ich habe die ganze Aufmerksamkeit der gesamten Stadt für mich alleine, hahaha. Zurück auf der JP Rizal Strasse werden wir von neugierigen Kindern angesprochen.
„Give me money.“, sagt ein ca. 6 Jähriges Mädchen zu mir.
Ich entgegne: „You give me money, ok?“. Daran ist sie scheinbar nicht interessiert. Naja, wenn es schon in die Köpfe der kleinen gepflanzt wird, dass weisse Ausländer viel Geld haben, naja. Ihr Englisch ist ziemlich beschränkt und sie haben grossen Spass an mir. „Tito Foreigner“ nennen sie mich, erklärt mir Lim. Das heisst so viel wie „Onkel Ausländer“. Die Kinder nennen hier jeden unbekannten Erwachsenen „Tito“, also Onkel. Das finde ich süss. Und am nächsten Morgen stehen scheinbar auch schon einige Kids vor der Haustüre und fragen sich wo Tito Foreigner denn ist.
Lim und ich verbringen unsere Zeit mit Fernsehen, Essen und gemütlichem Beisammensein. Ich koche viel Kaffee und zwar Instant Kaffee, denn die Maschine hier will ich nicht benutzen. Aus hygienischen Gründen. Längst nicht alles geht hier hygienisch zu und her und das Badezimmer in unserer Unterkunft ist sehr eklig. Lim muss auch einschreiten und mich vor einer 4cm langen Kakerlake retten, die den Weg in die Küche und später auch das Badezimmer gefunden hat. OK, Kakerlaken sind nichts Ungewöhnliches hier. Es muss Millionen geben. Aber ich bin mir gewohnt sie vor allem auf den Strassen und den Trottoirs zu sehen. Ich mag sie nicht. Dennoch interessiere ich mich ein wenig für sie und schlage ein paar Fakten nach:
Scheinbar gehören sie zu den hartnäckigsten Vorratsschädlingen und sind die schnellsten krabbelnden Insekten, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1,5m pro Sekunde! Viel Spass bei der Jagd! Es gibt sie schon lange und in alten Geschichtstexten ist oft von Kakerlakenrennen die Rede. Auch in die Welt der Musik haben sie es geschafft und zwar mit dem Song:
„La Cucaracca“, die Kakerlake. Einem mexikanischen Volkslied, welches scheinbar einem unbeliebten General gewidmet ist.
Aber nun genug davon.
Am Freitag besuchen wir das Tarlac Festival in Tarlac City. Lims Heimatstadt. Mehrmals frage ich ihn, ob er das wirklich möchte. Die Gefahr aufzufliegen ist gross. Und so kann ich mein schauspielerisches Talent mehrmals anwenden, als wir uns im lokalen Shoppingcenter befinden, wo einige von Lims Studienkollegen umhergeistern. Plötzlich würden wir uns trennen und ich so tun, als ob ich eine Kaffeemaschine kaufen, oder nach einer Wegbeschreibung fragen würde. Es ist sehr nervig, aber zugegeben: es macht auch ein bisschen Spass 😉 Erinnert mich an meiner Zeit bei der privaten Sicherheit, wo ich Versicherungsdelinquenten observierte, hehehe.
Die Regenzeit hält auf den nördlichen Inseln der Philippinen Einzug und so regnet es jeden Tag. Manchmal nur eine Stunde, manchmal den ganzen Nachmittag und Abend. Um 20:00 Uhr startet eine spezielle Show auf der Bühne des Festivals. Hunderte Filipinos sind mit ihren Regenschirmen gekommen und nehmen Platz auf den Plastikstühlen oder stehen vor der Bühne. Familien mit Kindern, Paare, alles Mögliche. Anglic ist auch bei uns und wir ergattern uns ein nettes Plätzchen auf einer Wiese. Die Stimmen der Kommentatoren hallen in meinen Ohren. Die Filipinos haben – genauso wie die meisten Menschen in Südostasien – keinen Sinn für Lautstärke. In einigen Jahren wird eine ziemlich grosse Anzahl von Leuten Gehörprobleme bekommen, da bin ich mir sicher. Naja, also versuche ich halt meine Ohren ein wenig zu verschliessen. Die Moderatoren der Show sind drei als Frauen verkleidete Männer, die sich „tussihaft“ benehmen.
Die Filipinos finden das urkomisch und lachen sich schräg.
Diverse Tanzgruppen treten auf. Dann kommen ein paar Sänger. Unter ihnen ein Mann, der seine Stimme in extremste Höhen bringen kann. Das Publikum liebt ihn. Es werden auch mehrere Jungs aus dem Publikum auf die Bühne gebeten, wo sie verschiedene Herausforderungen annehmen müssen. Beispielsweise würde eine Tänzerin in einem äusserst erotischen Stil vor ihnen oder mit ihnen tanzen und es ist dann an ihnen mitzumachen. Auch das finden die Filipinos urkomisch und lachen sich krank. Ok, ein zwei Mal ist das ja witzig, aber es wird immer wieder wiederholt.
Naja. Zwischendurch bedanken sich die Kommentatoren auch immer wieder bei diversen Politikern, die scheinbar etwas für die Durchführung des Festivals geleistet haben. Gouverneur sowieso und Vize-Gouverneur dies und das. Board Member sowieso und der Präsident von diesem und jedem Verein oder weiss ich nicht was. Mir wird langweilig und ich will ein Bier. Lim kommt mit und wir spazieren durch die Zuschauer. Ach du liebe Zeit, denke ich.
Überall wo ich hingehe, ziehe ich die Blicke auf mich. Manche neugierig, andere überrascht und noch andere ziehen mich mit ihren Augen aus.
Mittlerweile muss ich mehr Zuschauer haben, als die Entertainer auf der Bühne, denke ich. Es ist unglaublich. So etwas habe ich noch nicht einmal in Indien erlebt. Und es ist nicht so, dass Lim und ich uns umarmen oder Hand in Hand gehen. Sie starren mich auch an, wenn Lim nicht da ist. Jetzt weiss ich, wie sich ein Filmstar fühlen muss, wenn er auf der Strasse spazieren geht.
Das habe ich nicht erwartet. Echt nicht. Ich wusste, dass die Region Tarlac nicht touristisch ist, aber dass ich als so fremd empfunden werden würde, war mir nicht bewusst. Ok, ich sehe nicht schlecht aus, ich bin auch keine 60 Jahre alt. Eigentlich bin ich ziemlich hübsch und dick bin ich auch nicht mehr. Aber woran es genau liegt, weiss ich nicht. Einige Menschen versuchen mich beim Vorbeigehen zu berühren. Ob es wohl den ersten dunkelhäutigen Menschen in der Schweiz auch so ging?
Kurz treffen wir Michael, einen neuen Kumpel von Lim. Er macht einen freundlichen Eindruck. Er ist etwa 35 und arbeitet bei der Gemeinde. Den Smalltalk, den ich weitaus interessanter als die Bühnenshow finde, können wir leider nicht weiterführen, da er mit seinen Gästen beschäftigt ist und es keine Sitzgelegenheit im Schärmen mehr gibt. Also machen wir uns auf den Heimweg. Angelic bleibt in Tarlac und Lims und ich nehmen den Bus nach Mabalacat. So gehen unsere Tage in der kleinen gemütlichen Wohnung auch zu Ende.
Am Sonntag fahren wir gemeinsam nach Tarlac. Lim verlässt mich hier und ich fahre weiter nach Baguio, einem Ort in den Bergen. Er muss noch einige Lektionen besuchen und Semestergebühren bezahlen. Hoffentlich werden wir nicht lange getrennt bleiben, denn bald beginnt sein Praktikum in der Hauptstadt Manila.
Danke fürs Lesen und bis bald!
2 Replies to “Two four five”
Suuuuuuper!!!!!!!
Dankööö =)