Die Karstfelsen von Guangxi

Die Karstfelsen von Guangxi

Starker Regen fällt mitten in der Nacht, als ich im Bett in meinem Hong Konger Hotelzimmer liege. In nur drei Stunden würde ich aufstehen und packen müssen.

Das geht dann auch ziemlich zügig und nur wenige Schritte vom Ausgang des Gebäudes entfernt, steige ich hinab in den Untergrund. In der MTR (U-Bahn) würde ich jetzt eine längere Zeit verbringen. Mit zwei Mal umsteigen gelange ich bis zur Chinesischen Grenze in Shenzhen, wo ich problemlos zu Fuss einreisen kann.

Gleich nach der Grenze geht es weiter, wieder mit der MTR. Diesmal auf der Chinesischen Seite. Nichts desto trotz sieht alles fast identisch aus, wie in der Hong Konger MTR, wow.

Noch nie bin ich durch die U-Bahn in ein anderes Land eingereist, sehr cool, hehe.

Meine ersten Yuan, die chinesische Währung, habe ich auch schon. Problemlos mit meiner Visa Karte nach der Grenze bezogen, super Sache. Das U-Bahn Netz von Shenzhen bringt mich, auch diesmal mit zwei Mal umsteigen, direkt zur Shenzhen North Railway Station, also dem Shenzhen Nordbahnhof. Total einfach und äusserst bequem. Die MTR hält direkt im vierten Stock des Bahnhofs, so cool.

Nun muss ich mein bereits gekauftes Zugticket abholen. Doch da kommt schon die erste Herausforderung: seit gestern Nachmittag hatte ich keinen Internetzugang mehr. Im Hotel war mehrmals der Strom ausgefallen und der Wlan Router spuckte, so konnte ich nicht auf meine Online Zugreservation zugreifen.

Im Bahnhof Shenzhen suche ich nach einem W-Lan Netz. Viel, viel chinesisches Zeug steht da und verbinden, kann ich mich mit keinem. Ich gehe in ein Cafe und frage einen Kellner, ob er mir weiterhelfen kann. Er versteht so gut wie kein Wort Englisch, doch mit Zeichensprache kann ich ihm erklären, dass ich nach einer Internetverbindung suche. Er verbindet mein Handy und voila, schon kann ich die Zugreservation abrufen.

Kleine technische Anmerkung: ist ja schon ziemlich doof, wenn eine App, in diesem Falle C-Trip, nicht einmal Reservationsnummern oder Buchungen offline speichern kann.

Mein Ticket bekomme ich problemlos an einem Schalter. Dann kurz durch die Gepäckkontrolle und schon bin ich in der Wartehalle. Der Nordbahnhof ist sehr neu und sehr gross. Und da staune ich nicht schlecht, als ich in der riesigen Wartehalle alte bekannte sehe: Starbucks, McDonals, KFC und co. Jap, denke ich, im Starbucks kann ich endlich ins Internet und Lim informieren.

Denkste: es gibt zwar gratis WiFi im Starbucks, doch auf dieses kann man nur zugreifen, wenn man eine chinesische Mobiltelefonnummer hat, toll. Dasselbe bei KFC und bei McDonalds bekomme ich keine IP-Adresse. Das gibt’s doch nicht, denke ich. Ist da soooo schwierig? Ich wandere in der Halle umher und suche eine Wlan Verbindung.

Nach einer Stunde gebe ich es auf und setze mich hin um zu warten.

Auf der Anzeigetafel erscheint die Zugnummer des Zuges nach Guilin Nord. Nun stehen alle Passagiere dieses Zuges vor dem Gate an. Dort wird nochmals das Ticket kontrolliert und schon geht’s hinunter zu den Geleisen. Da steht er: ein moderner chinesischer Schnellzug. Bullet Train, nennen sie sie hier. Das bedeutet so viel wie: Geschosszug – es ist die Kugel eines Gewehrs gemeint, da diese Züge mehr als 300 km/h pro Stunde schnell sind.

Ich habe einen Fensterplatz. Um 11:43 fährt der Zug ab. 2 Minuten vor der geplanten Uhrzeit. Wow. Das scheint alles sehr organisiert zu sein hier, denke ich mir. Eigentlich bin ich todmüde, da ich weniger als 6 Stunden geschlafen habe und wegen dem harten Regen mehrmals in der Nacht aufgewacht bin, doch schlafen will ich nicht: die Landschaft die ich zu sehen bekomme ist einfach zu interessant!

Als wir aus Shenzhen fahren regnet es in Strömen. Doch schon bald wird das Wetter viel besser und die Sonne scheint. Ich sehe Brücken, Tunnels, gewaltige Gebäudekomplexe. Überall wird gebaut! Doch was mich noch mehr überrascht ist, wie viel Grün ich zu Gesicht bekomme. Viele Gärten, Wälder, Reisfelder. Es ist so abwechslungsreich und spannend, dass ich einfach nicht aufhören kann zu gucken und staunen.

Da kommt mir doch glatt ein Satz in den Sinn, den mir jemand einmal  gesagt hat:

„Ich dachte China besteht nur aus Fabriken.“ – hehe

Ich darf hier erwähnen, dass China der weltweit grösste Produzent von erneuerbaren Energien ist. Der Zug hat auch mehrere Speisewagen, wo ich mir heisse Nudeln und Wanton besorge. In Guilin angekommen nehme ich einen Stadtbus vom Nordbahnhof zur Hauptbusstation. Das lustige hier ist, dass alle Haltestellen nur auf chinesisch angeschrieben sind, doch ich weiss wie die Zeichen meiner Haltestelle aussehen und so vergleiche ich sie mit denen auf der Anzeigetafel und finde heraus, dass Stop Nummer 13 meinZiel ist, hehe. Von dieser Station aus nehme ich einen weiteren Bus direkt nach Yangshuo.

Das Godot Guesthouse hier ist echt super! Der Besitzer, Martin, ist total freundlich, ebenso seine Praktikantin Lucy. Das Zimmer ist herrlich gross, mit einem riesigen Fenster und einer superschnellen Internetverbindung (3 Filme in 10 Minuten heruntergeladen! >2.3 MB/s).

Die Gegend hier ist Landschaftlich sehr interessant. Hier gibt es diese Karstfelsen und Hügel, die es sonst nirgendwo auf der Welt zu geben scheint. Mit einem Fahrrad mache ich mich an einem Tag auf um die Gegend ein wenig zu erkunden.

Leider ist der Ort total dem Massentourismus verfallen. Als ich mit dem Fahrrad zu einer Brücke radelte, von der aus man eine „idyllische Landschaft“ vor sich sehen könne, konnte ich es kaum fassen. Hunderte von Touris auf Scootern und Fahrrädern oder in Bussen und Autos. Ein Riesenchaos und Verkehrssicherheit gleich null. Hoffnungslos überfüllt und mit Essens- und Souvenirständen überall gespickt. Das zur Strasse. Auf dem berühmten Li Fluss gehts genau so touristisch zu und her: hunderte von Bambusbooten.

Nein, das hat nichts mit Idylle zu tun.

Schade, denke ich mir und fahre weiter. Ich klettere auf den Moon Hill um eine Aussicht zu haben. Die ist eigentlich ganz schön, doch mein Ehrgeiz ein sensationelles Foto zu machen ist zu gross als das diese Aussicht für ihn ausreicht, hehe.

Mehrmals komme ich ab von der Hauptstrasse um kleinere Orte und weniger Menschen zu finden. Leider nicht an diesem Tag. Naja, ich werde es wieder probieren, wenn mein Ar*** nicht mehr so wehtut von dem Fahrradsattel, hehe.

Auf dem Rückweg treffe ich überraschenderweise Lucy, die Praktikantin vom Guesthouse. Sie ist total lustig und findet es unendlich cool mit Ausländern abzuhängen, hehe. Dabei verbessert sie ihr Englisch. Gemeinsam essen wir zu Abend und gehen kurz in die groteske „Bad Panda Bar“ um einen Drink zu nehmen. Dort treffen wir zwei Niederländer und unterhalten uns ein wenig mit ihnen. Ein interessanter Abend, der den eher enttäuschenden Tag ganz klar verblassen lässt!

Am Sonntagabend ist es dann endlich so weit! Ich klettere auf den im Ort gelegenen Pantao Hill. Dort oben ist eine TV Antenne und es soll eine gute Aussicht geben. Ich will endlich ein gutes Foto von diesen Hügeln schiessen! Hunderte von Stufen führen steil hinauf und ich bin schweissgebadet, als ich oben ankomme. Doch diesmal ist die Aussicht spektakulär, seht selbst:

Ich bin total glücklich und zufrieden. Noch einige Momente verweile ich in Stille und warte. Die laute Gruppe Spanischer Touristen ist schon lange weg. Lucy ist auch hier und gemeinsam mit einigen anderen Chinesen nehmen wir ein Video auf (auf chinesisch, haha) und geniessen den Moment.

Endlich habe ich diese magische Stimmung mit diesen faszinierenden Hügeln gefunden. Endlich super Fotos, ich bin stolz. Gestern Montag mietete ich einen Roller und fuhr querfeldein. Ein paar interessante Bilder und drei glückliche britische Fahrradtouristen, die unendlich froh sind, dass ich ihnen den Weg weisen kann. Sie haben sich total verfahren. Nun ja, ich habe diese supergeile Handyapp mit GPS und offline Karten. Ohne die währe ich womöglich auch irgendwo verloren gegangen, hehe.

Nach einem späten Mittagessen machen Lucy und ich uns mit dem Roller auf zum Xianggong Hill. Dieser soll berühmt für seine super Aussicht sein. Rund eine Stunde brauchen wir mit dem Roller. Wir passieren Kumquatplantagen und atemberaubende, wunderschöne Landschaft. Die Aussicht auf dem Xianggong ist nicht weniger schön:

Die Rückfahrt ist abenteuerlich, da es bereits dunkel geworden ist. Enge, kurvige Strässchen, streundende Hunde und Kamikazefahrer. Doch uns machts Spass! Dann noch kurz ein Abendessen im sehr deutschen Teil der West Street in Yangshuo, Currywurst und Hofbräuhausbier – welches übrigens in China gebraut wird und dann ab ins Bett.

Heute Dienstag hiess es ByeBye Yangshuo. Ich verabschiedete mich von Lucy und Martin. Mein Weg führt nach Dazhai, zu den Drachenrückenreisterrassen. Bis bald!

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