In den Palmenhainen von Agdz und auf nach Taliouine
Es ist ruhig. Ja fast zu ruhig. Inmitten der Palmenhaine gibt es nicht viele Geräusche. Keine Autos. Keine lärmenden Menschen. Nur die Vögel zwitschern.
Eine herrliche Nacht haben wir im Chant des Palmiers verbracht, wo wir gestern aus Marrakesch angekommen waren. Mein Bruder Elias und ich machen einen kurzen Spaziergang durch die Palmeraie, vor dem Frühstück.
Immer wieder sehen wir Esel. Sie werden hier scheinbar oft als Nutztiere verwendet. Ob sie gut gehalten werden, wissen wir nicht. Die meisten von ihnen sind angekettet. Teilweise hat man ihnen gar die Vorderbeine zusammengebunden.
Leider haben wir auch verendete Esel an den Strassenrändern gesehen. Oft noch angebunden, jenseits von Schatten und Nahrung.
Wir begegnen ein paar Frauen. Sie sind verschleiert und grüssen uns mit einem freundlichen Bonjour. Allgemein werden wir oft begrüsst und meistens auf Französisch. Wie Elias diese Sprache mag, hehe.
Das Frühstück wird im Garten serviert. Es gibt Brot, Oliven und Datteln. Dazu heissen Kaffee, herrlich. Danach fragen wir Myriam nach einer kleinen Wanderroute, da wir erst am späten Nachmittag weiterfahren wollen. Sie empfiehlt uns die Kasbah des Caids in einem Nachbardorf anzuschauen.
Den Weg dorthin würden wir durch die Palmenhaine, entlang des Jebel Tajine gehen. Das hört sich doch super an, sagen wir. Allerdings hatte ich mein Cap nicht rechtzeitig erhalten, weshalb mir Myriam mit einem Tuch ausgeholfen hat, hehe.
Die Palmeraies werden mit einem natürlichen Bewässerungsystem grün gehalten. Es kommen aber auch Pumpen zum Einsatz. Die Datteln der Palmen hier werden meist als Tiernahrung verarbeitet, hat uns Myriam erzählt.
Nach ein paar Mal verlaufen finden wir den Weg aus den Palmenhainen heraus, in die offene Sonne. Obwohl es Oktober ist, ist es sehr heiss. Mehr als 30° Grad. Jetzt bin ich sehr froh, dass ich dieses Tuch dabei habe.
Gerade rechtzeitig kommen mein Bruder und ich zur Mittagspause der Schüler im Dorf. Sie alle sind unterwegs und bestaunen uns neugierig. Derweil watscheln wir einen Hügel hinauf um die Kasbah zu erreichen. Erstaunlicherweise wartet oben ein Mann, der uns ein paar Dinge über das Gebäude erzählt. Anschliessend verlangt er natürlich ein Eintrittsgeld, welches allerdings recht moderat ist. Im Nachbargebäude unterhält er ein kleines Art Cinema, welches wir aber nicht besuchen wollen.
Wir setzen uns in einem Gang hin und stellen uns vor, wie das Leben hier früher wohl ausgesehen haben mag. Was die Leute trugen und was sie taten. Der Aubslick auf die Palmeraie von hier oben ist beeindruckend.
Zu Fuss laufen wir ins Nachbardorf und finden ein Restaurant um etwas zu essen. Ebenfalls finden wir ein Pärchen aus Belgien mit ihrem Marokkanischen Fahrer, die sich – als ob es selbstverständlich wäre – bereit erklären uns über die Hauptstrasse zurück nach Agdz zu bringen!
Dort ist dann auch die Zeit gekommen uns von Myriam zu verabschieden. Sie ist eine herrvorragende Gastgeberin und kümmerte sich mit viel Freude um uns. Stets ist sie bemüht ihren jungen Mitarbeitern die Finessen der Gastronomie aufzuzeigen. Wir fahren weiter. Unser Ziel, welches wir vor Sonnenuntergang erreichen wollen, ist Taliouine.
Elias hat diesen Ort ausgesucht, da die Strecke von Agdz nach Tafraoute zu weit ist, um sie an einem Tag zu fahren.
Deshalb legen wir einen Zwischenstopp ein. Unterwegs fahren wir in eine Art Sandsturm hinein. So etwas haben wir noch nie gesehen. Der rötliche Dunst fegt über die Strasse und verschleiert die Luft. Es sieht einfach atemberaubend aus.
Allgemein ist die Landschaft in Marokko beeindruckend. Sie ist viel abwechslungsreicher als ich gedacht hatte. Vorurteile halt, hehe. Und abgesehen davon sind wir nur im Süden unterwegs. Der Norden soll noch ganz anders aussehen. Aber der kommt dann vielleicht auf einer anderen Reise noch dran.