Die leuchtende Stadt
Ich warte. Am Gate 103 im Terminal 3, Flughafen Manila. Vor zwei Stunden habe ich mich von Lim verabschiedet. Mein Herz raste wie wild. Es fiel mir schwer zu begreifen, dass wir wirklich auf Wiedersehen sagen mussten. Auch sein Herz raste. Schwierig diese Gefühle zu beschreiben.
In Traurigkeit wollen wir beide nicht verfallen. Wir wussten doch, dass wir uns auch dieses Mal wieder trennen würden.
Naja, nichts desto trotz konnte oder wollte ich mich nicht darauf vorbereiten. Ein letzer Kuss und er stieg in das Fahrzeug. Ein Uber Taxi. Wir winkten uns zum Abschied und weg war er.
Eigentlich wartete ich bereits mehr als eine Stunde am Gate 101, von welchem der AirAsia Flug nach Hong Kong um 15:35 Uhr hätte abfliegen sollen. Wieso hätte? Naja, es gab eine Verspätung. Ursprünglich hätte der Flug ja um 14:50 aufsteigen sollen. Dann erhielt ich heute Morgen eine E-Mail, die eine 45 Minütige Verspätung ankündigte. Die letzte Durchsage nannte 16:30 Uhr als Abflugzeit. Es mussten irgendwelche Wartungsarbeiten am Flugzeug vorgenommen werden. So wie ich das gesehen habe, wurde was an einer der Turbinen des Airbus rumgeschraubt.
Schlussendlich starteten wir so um 18:00 Uhr. Der Flug war eher turbulent, dies auf Grund des schlechten Wetters rund um die Insel Luzon wegen eines Taifuns. Ich schlafe ein wenig im Flugzeug und höre mir Musik an.
Am Flughafen angekommen, schnappe ich mir mein Gepäck und mache mich sogleich auf die Suche nach einem Bankomaten. Eigentlich möchte ich den der HSBC benutzen, doch das haben auch eine ganze Menge anderer Menschen vor. So finde ich dann einen der „Bank of China“. Macht einen seriösen Eindruck auf mich. Ich suche nach dem Visa Logo. Es ist da. Dann schiebe ich meine Karte in den Automaten und hoffe, dass ales klappt.
Weshalb so vorsichtig? Diese Karte ist die einzige Möglichkeit, die ich noch habe um Geld zu beziehen. Meine anderen zwei Karten habe ich in Manila entweder verloren oder sie wurden gestohlen. Das weiss ich bis heute nicht, da sie sich in meinem Portemonnaie befanden. Wenn alles nach Plan läuft, werde ich versuchen in China ein Bankkonto zu eröffnen, um eine zweite Möglichkeit zu haben um Geld zu beziehen.
Der ATM spuckt 2500 Hong Kong Dollar aus (ca. 340 CHF). Super Sache. Dann geht’s ab zum Busterminal. Dort verkehren hunderte von Bussen der Cityflyer Linie. Mit ihnen kann man bequem vom Flughafen an fast jeden Ort der Stadt fahren. Der Bus A21 scheint sehr beliebt zu sein und so muss ich einige Zeit warten, bis ich einsteigen kann. Nach ca. 1 Stunde steige ich an der Haltestelle Cameron Road aus und muss nur einige Meter zu Fuss gehen um meine Unterkunft, dass Majestic 7 Guesthouse zu finden.
Der Besitzer und seine Frau sind freundlich, das Zimmer äusserst klein. Darauf habe ich mich vorbereitet, denn Wohnfläche ist in Hong Kong teuer. Meine Bitte nach einem Zimmer mit Fenster wurde stattgegeben. Allerdings ist an diesem ein Notizzettel angebracht, der besagt, dass man das Fenster besser nicht öffnen solle, da sich eine Ratte draussen herumtreibe, hehe. Aha, auch im 7. Stock also. Eine Situation wie die in Indien, hier nachzulesen, will ich vermeiden, hehe. Nach einem kurzen Abendessen in einem Restaurant um den Block lege ich mich schlafen.
Heute Samstag spaziere ich etwas in der Stadt herum. Hong Kong ist in 4 Gebiete unterteilt: Die Halbinsel Kowloon, auf welcher ich mich befinde, die „New Territories“, welche nördlich davon liegen, die etwa 240 vorgelagerten Inseln und schlussendlich die Insel Hong Kong. Genau die sehe ich mir nun von der Halbinsel Kowloon aus an. Die Luft ist leider sehr dunstig und Wolken hängen über der Insel. Doch nichts desto trotz ist der Anblick der Skyline riesig. Und die Luft hier ist erst noch viel besser als in Manila.
Ich mache mich auf den Weg zur U-Bahn. Diese heisst hier MTR (Mass Transit Railway) – Massentransit Schienensystem (frei übersetzt). Diese führt dann unter dem Meer hindurch von der Halbinsel Kowloon auf die Insel Hong Kong. Dort geht’s mit dem Peak Tram (Höhentram) auf den 550m hohen Victoria Peak von wo aus man einen herrlichen Überblick über Hong Kong Island hat.
Ich spaziere ein wenig herum und will mich nach einem Mittagessen wieder auf den Weg nach unten machen. Dann sehe ich, wieviele Menschen da in der Schlange stehen! Hunderte! Bereits um mit dem Tram hier rauf zu kommen, musste ich mehr als eine Stunde anstehen. Das will ich mir kein zweites Mal antun und entschliesse mich kurzfristig nach unten zu laufen. Ein paar freundliche Touris, die verschwitzt den Peak erreichen – sie sind den Weg nach oben gelaufen – weisen mir den Weg.
Zu spät kommt mir in den Sinn ihnen mein Retour Ticket für das Tram zu vermachen, da ich ja nach unten laufe. Doch da freut sich ein asiatisches Pärchen darüber, die es dankend annehmen.
Der Weg ist äusserst steil und ich kann mir nur vorstellen, wie anstrengend es sein muss ihn bei dieser Hitze nach oben zu gehen. Die Leute denen ich dabei begegne sind fast allesamt in völlig durchnässte Sportkleidung gehüllt und sehen so aus als ob sie nächstens umfallen würden. Ohne mich.
Auf der Insel gibt es Steigungen und Senkungen überall und so ist es oft ein ständiges auf und ab. Ich laufe durch die belebten Strassen und sammle Eindrücke und Fotos. Mein Ziel ist der „Man Mo Tempel“, offenbar der älteste der Stadt. Nach einigem hin und her finde ich ihn auch.
Nach diesem Ausflug gehe ich mit der MTR zurück auf die Halbinsel, um mich im Hotelzimmer etwas auszuruhen. Es ist derzeit extrem heiss und feucht in Hong Kong. Sogar heisser als in Manila. Die Temperatur erreicht täglich mehr als 36° C.
Die Kleider kleben einem meistens am Leib und das zerrt an meinen Kräften.
Am Sonntag, 30. Juli gehe ich wieder zur Uferpromenade um die Skyline von Hong Kong Island bei Nacht zu fotografieren. Leider ist auch diesmal dieser Dunst in der Luft und es ist schwierig Kontraste und scharfe Bilder zu bekommen.
Die im Reiseführer gelobte, spektakuläre „Symphony of Lights“ Show, welche mit Hilfe von Lasern und Scheinwerfern einige Gebäude der Skyline“beleuchtet“ ist eher ein Witz. Total unspektakulär, naja, aus Suu und Dömes Blog von ihrer Chinareise 2014 hätte ich es ja wissen müssen, hehe.
Das diese Stadt hier zu China gehört, merkt man oft nicht wirklich. Hier gibt es Ketten wie Watsons, Starbucks, McDonalds, Burger King und viele weitere. Keine Internetzensur hier. Englisch scheint weit verbreitet zu sein und gefahren wird auf der „Britischen“ Seite der Strasse. Die Strassennamen sind oft noch dieselben wie aus der britischen Kolonialzeit: Cameron Road, Salisbury Road, Nathan Road und so weiter. Ebenso viele Gebäude oder Parknamen: Victoria Park, Prince Edward Station, Queen Elizabeth Hospital und viele weitere.
1841 eroberten die Briten das Territorium von den Chinesen. Sie behielten es bis 1997, das Jahr in dem es zurück an China ging. Vielen Menschen hier gefiel das nicht, da sie in einer anderen Welt aufwuchsen und hier mehr Freiheiten geniessen, als in China. Auch das System der freien Marktwirtschaft ist hier anders, als die eher kommunistische Planwirtschaft in China. Naja, Veränderungen finden statt.
Das British Empire existiert nicht mehr und China wächst. Wer weiss, wie Hong Kong in 10 Jahren sein wird?
Eine Sache die mir in Hong Kong als erstes aufgefallen ist, sind die tausenden von Schildern und Werbebanner, die überall zu hängen scheinen. In den buntesten Farben. Manche sind elektrisch und leuchten, andere sind aus Plastik oder Papier oder sonst was. Es ist ein regelrechter Schilderwald. Nicht einfach, da den Überblick zu behalten, wenn man etwas sucht. Es ist wie eine überwältigende Flut an Informationen.
Gestern Montag besuchte ich dann noch das äusserst interessante und empfehlenswerte „Museum of History“ – das Museum für Geschichte. Wow, was für ein Museum! Es ist riesig und bringt einem die Geschichte Hong Kongs und seine Natur – das Gebiet besteht immerhin zu 70% aus Wald – auf verschiedenste Art und Weise näher. Gewaltige Fotos an Wänden, Videos, Modelle, Ausstellungsstücke, Bilder, Statuen, nachgebaute Räume und Gebäude, einfach spektakulär. So muss ein Museum meiner Meinung nach sein!
Ich kann kaum aufhören von diesem Museum zu schwärmen! Es ist einfach der Wahnsinn und sogar Leute, die ein Museum für langweilig halten, würden hier überrascht werden!
Später überquere ich mit einem Schiff der berühmten Star Ferry den Hafen um von der Halbinsel zur Insel Hong Kong zu fahren. Das bringt einen noch näher an die gewaltigen Gebäude heran.
Viel ist hier los in Hong Kong. Die Strassen sind geschäftig und scheinbar sind tausende Touristen unterwegs. Vorwiegend Asiaten. Doch die Strassen sind lange nicht so verstopft wie Beispielsweise in Manila. Eine Fahrt mit der MTR im Feierabendverkehr ist kein Vergleich mit dem Gestopfe und Gedränge, welches in der Hauptstadt der Philippinen herrscht.
Morgen geht es für mich ins Mutterland, also nicht in mein Mutterland, sondern in das von Hong Kong: China. Ich bin jetzt schon gespannt!
4 Replies to “Die leuchtende Stadt”
Wie immer sensationell und spannend wie eh und je, ganz gute Reise!!!!!!!
Whoa! Meeega spannend! Ond vor allem ihröcklech wasd so alles erläbsch! So ganz elei onderwägs brucht scho öppis. Be gspannt of de nöchscht ihtrag!
Viele Dank Päscu! Schön das es interessant esch! 🙂